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AutorenbildTinTro

Eckdaten: Ambition


In diesem Teil von „Eckdaten“ geht es um das Warum. Warum male ich Musik? Ich werde versuchen, Euch zu erklären, was mich antreibt und welche Botschaft hinter meinen Bildern steckt.



Eins steht fest, ich wollte schon immer malen. Doch da galt es, ein paar Hürden zu überwinden.

Es fing schon damit an, dass ich nicht besonders gut zeichnen und malen kann.


("Rauchende Frau" , um 2010, Bleistiftzeichnung mit Buntstiften koloriert)


Meine Zeichnungen sind sehr einfach gehalten. Schatten sind nur angedeutet, (teilweise bestimmt inkorrekt), ich koloriere plakativ und setze kaum auf Details. Nicht, weil das mein Stil ist, sondern weil ich es nicht besser kann. Die Figuren wirken wenig plastisch, wenig realistisch.


("Elmer", 25. Februar 2016, Bleistiftzeichnung)


Außerdem wusste ich nicht, was genau ich auf die Leinwand bringen sollte. Diese Welt mit all ihrer Flora und Fauna, ihren Menschen und ihren Stillleben? Oder das Stadtleben? Autos, Hochhäuser, taghellerleuchtete Nächte? So viele Fragen. Und die führten zu weiteren.

Welche Landschaft lohnt es überhaupt gemalt zu werden? In meinen Augen, doch jede.

Und wen soll ich porträtieren? Menschen, die ich kenne? Fremde? Müssen sie ein außergewöhnliches Gesicht haben? Oder eine wichtige Position? Etwas Großes geleistet haben? Keine Ahnung. Ich bin weder fähig das Eigentümliche einer Person sichtbar zu machen, noch die Natur in ihrer vollen Schönheit darzustellen. Das ist nämlich nicht so leicht wie Bob Ross uns weismachen wollte.

Das eigentliche Problem ist jedoch: So etwas bedeutet mir nichts. Selbstverständlich gibt es Personen und auch Orte in meinem Leben, die mir wichtig sind. Zum Beispiel das Hirschlachufer, wo ich zum ersten Mal richtig betrunken war und meinen ersten Kuss bekam (Anm. diese beiden Ereignisse fanden getrennt voneinander statt).

Aber ich bin nicht der Typ dafür. Ich verspüre in mir keinen Drang, mich mit ihnen künstlerisch auseinanderzusetzen.



Erst 2017 begann ich, mich wirklich mit Synästhesie zu beschäftigen. Ich wusste zwar schon länger, was das ist und ich selbst Synästhesistin bin, aber ich fand sie bis dahin nie interessant. Sie war halt da. Kannte ich nicht anders. Hielt ich nicht für relevant.

Ausschlaggebend war, dass ich wieder überlegte mit dem Malen zu beginnen.

Plötzlich wurde es mir klar: Musik! Es fiel mir wie Schuppen von den Augen: Dieses Sujet bot sich an wie Chrystal Meth auf dem Erfurter Hauptbahnhof. Das Naheliegendste, meine synästhetischen Reaktionen zu visualisieren, habe ich übersehen.

Songs schenkten mir pure Farben und elementare Formen. Tatsächlich genügen mir diese beiden Dinge. Mit einem Mal war es so einfach. Malen band mich nicht mehr an Aspekte wie Raumillusion, Perspektive oder Gegenstandsfarbe. Deshalb möchte ich mein Repertoire auf Filmmusik erweitern. Da ist alles sogar noch freier. Instrumentale Kompositionen sehe ich anders als solche mit Text. Diese Zusammenhänge erkläre ich mal in einem separaten Blogeintrag.

Jedenfalls hatte ich endlich meine Stimme gefunden. Das, was mir etwas bedeutet. Vor allem etwas, das ich definieren kann.

Ich bin nicht die Einzige, die Synästhesie versteht. Ich bin nicht die Einzige, die Farben hört. Aber niemand hört sie so wie ich. Die Zuordnung Inducer (Geräusch, Wort, Melodie) und Concurrent (Farben) ist ganz individuell. Das habe ich für mich ganz allein. Somit ist das vielleicht das Intimste, das ich von mir preisgeben kann.


("...and Justice for all", 3. Juli 2018, 40x60cm; Acryl auf Leinwand)


Der Sinn meiner Bilder ist simpel und besteht aus drei Punkten:


1.

Mit ihrer Hilfe soll die Synästhesie das öffentliche Bewusstsein erreichen. Denn sie ist spannend und farbenfroh. Fälschlicherweise aber auch negativ behaftet. Man wird oft nicht ernst genommen, was Schade ist, weil ein so vielfältiges wie komplexes Thema so gut wie untergeht.


2.

Ich liebe Musik. Das Besondere an ihr ist, dass sie einen am direktesten emotional trifft. So wie es einem Bild, Film oder Buch nie möglich wäre. Eventuell geht es nur mir so, aber das bombastische „Don´t stop me now“ von Queen reißt mich schneller mit als Tom Wolfs „Fegefeuer der Eitelkeiten“.

Das heißt nicht, ein Roman oder die Leistung von Filmschaffenden könnte mich nicht packen. Im Gegenteil, ich bin ebenso ein großer Filmfan und ich lese ausgesprochen gerne. Aber die Emotionen, die ein Musikstück transportieren möchte, wirken unmittelbarer auf mich ein. Natürlich liegt das in ihrer Natur. Sie haben weniger Zeit und völlig andere Mittel um ihre Geschichte zu erzählen. Aber gerade das macht ja ihre Magie aus. Innerhalb von Minuten bringt sie uns zum Lächeln oder Weinen, tröstet uns, hilft uns beim Wut abbauen...

Musik kann jedoch so viel mehr sein. Für mich ist sie ein Bild, für andere ein Parfüm, für wieder andere ein Gericht.

Es macht Spaß Kunst von einem Medium in ein anderes zu übersetzen. Durch meine Synästhesie kann ich das und dadurch Musik auf meine eigene Weise feiern.


3.

Ich weiß, was ich tue, ist nicht neu. Vor mir haben bereits einige Ähnliches gemacht, aber wie erwähnt, jede Synästhesie ist anders. Es erfüllt mich und es finden sich sogar Menschen, denen die Bilder Freude machen.

Ich will nicht nur meine Synästhesie kreativ nutzen. Ich will etwas erschaffen. Ich will gestalten. Ich will mich ausdrücken mit etwas, was ich kenne, was aus mir heraus entsteht. Ich will als Künstlerin identifizierbar sein.

Und ich will Rock´n´Roll.



("Death Magnetic", 14. September 2018, 40x60cm; Acryl auf Leinwand)


Verschiedene Kunstformen lassen sich nicht nur ineinander übertragen, sondern auch bestens miteinander verbinden. Nirgends arbeiten so viele unterschiedliche Künstler zusammen wie beim Film. Vor der Kamera hat man die Schauspieler und dahinter eine ganze Reihe Kreativer für Drehbuch, Regie, Kamera, Garderobe, Haare & Make up, Requisite, Speziale Effekte, Schnitt, Ton, Set Design etc. Und natürlich komponiert jemand Musik (sofern es sich nicht um einen Source – Soundtrack handelt). Sie ist essenziell für die Bildsprache und Erzählstrategie.

Diesbezüglich schließe ich heute mit Bruce Springsteens oscarprämierter Single „Streets of Philadelphia“. Er schrieb es extra für Jonathan Demmes Drama „Philadelphia“, das ebenfalls Tom Hanks seinen ersten Acadmy Award bescherte. Unbestritten zu Recht! Einer meiner Lieblingsfilme für alle Zeit!



Hach, der Boss! Da krieg ich immer Gänsehaut.

Ihr seht also, begrenztes Talent und eine Erleuchtung brachten mich bis hierhin. Der Weg ist jedoch noch lange nicht zu Ende. Ich glaube, als Künstler kommt man nie wirklich an ein Ziel, weil man im Grunde genommen kein konkretes hat (in Bezug auf die Arbeit jedenfalls). Immer wieder hat man neue Ideen, man entwickelt sich weiter. Stillstand gibt es nicht. Aber immer einen Anfang und über den wisst ihr jetzt Bescheid.

Was noch kommen wird? Das lasse ich auf mich zukommen. Inspiration suche ich nicht, sie findet mich schon. Sie kann theoretisch um jede Ecke lauern. Ich möchte noch ein paar Sachen ausprobieren. Vielleicht einen Ausflug in die Pop Art, aber da habe ich noch nichts Genaues im Blick. Lasst euch mit mir überraschen!


Euch allen eine schöne Restwoche! Hoffentlich wird es bald wärmer!


Eure TinTro

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