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Farbquartett - „lustig“

Autorenbild: TinTroTinTro

Diese Reihe wird sich nicht mit meinen Bildern und meiner Arbeit als Malerin beschäftigen. Das Thema wird hier die kognitive Synästhesie, auch Chromesthäsie genannt, sein. Dabei werden z.B. Zahlen, Monaten, Uhrzeiten und Wörtern Farben zugeordnet. Von letzterem möchte ich Euch in dieser Kategorie einen Eindruck vermitteln.

Anhand eines ausgewählten Wortes zeige ich Euch, dass die Farbgebung mit seinem Klang und nicht mit seiner Bedeutung zusammen hängt. Zu diesem Zweck stelle ich es in vier verschiedenen Sprachen dar – deutsch, englisch, französisch, spanisch.

Manche Synästheten projizieren, dass bedeutet sie sehen die Worte richtig im Raum, also außerhalb. Ich gehöre zu denen, die assoziieren. Bei uns spielt sich alles vor dem inneren Auge ab. Mein „Bildschirm“ ist ähnlich einem Visier (das man nicht hochklappen kann – logisch). Der obere Rand endet auf Höhe der Augenbrauen, der untere bei der Nasenspitze und an den Seiten reicht es fast bis zu den Ohren. Tatsächlich gibt es Wörter, die ich nur im Augenwinkel wahrnehme oder die sozusagen um die Ecke gehen. So kompliziert wird es aber heute nicht. Ich habe mich für das Adjektiv „lustig“ entschieden, da die vier Sprachen bei ihm keinerlei Verwandtschaften aufzeigen; will sagen, die Wörter klingen nicht gleich.

Vorab noch eine Sache: um keine ellenlangen Texte zu schreiben habe ich mir erlaubt, die Beschreibungen mit kleinen Hilfen zu vereinfachen.


Nr. 1:Anstatt „in der oberen rechten Ecke“ oder „unten links“ verwende ich die Himmelsrichtungen, weil sich das schneller tippt und es gefällt mir auch besser.


Nr. 2:Um nicht jedes Mal die einzelnen (kleinen) Buchstaben aufzuzählen, teile ich sie in senkrechte (b, d, f, g, h, j, k, l, p, q, t, y) und waagerechte (a, c, e, i, m, n, o, r, s, u, v, w, x, z) ein.

Und nun, kommt mit in meinen Kopf! Aber bitte nix anfassen! Das kitzelt nämlich.




lustig -


„lustig“ ist mittig positioniert. Es braucht viel Platz, da es recht groß ist.

Die Buchstaben sind in einem sehr hellen Blau. Sie sind lang, rund und schnörkellos gehalten. Auffällig sind, dass der Haken des kleinen „t“ nach links zeigt statt nach rechts sowie der Anfangsbuchstabe, der zum Wort hin kippt.

Der Abstand zwischen ihnen ist normal. Sie sind aber nicht konkret, also in ihrer Form veränderlich. Zwar sind sie dünn, jedoch an manchen Stellen schmaler als an anderen. Und sie stehen auch nicht in einer Reihe.




funny -


Auch im Englischen ist es ziemlich groß. Es drängt jetzt Richtung Nordwest.

Seine Buchstaben sind dick und eckig. Bis auf das kleine „u“, das schwarz ist, strahlen sie alle in Gelb. Je nach Klang der Stimme einer Person kann das Wort auch ganz in Schwarz oder ganz in Gelb erscheinen.

Genauso wie „lustig“ ist es nicht gleichmäßig ausgerichtet. Jeder Buchstabe scheint für sich allein zu stehen, losgelöst von der Gruppe. Nur das „y“ ist gerade und fungiert als Anker.

Auch hier ist der Abstand zwischen ihnen normal und es gibt eindeutig keine klare Linie.

Ich finde, es sieht fröhlich aus.





drôle -


Das ist ein sehr schönes Wort!

Mit seinen langen, eckigen und schlanken Buchstaben wirkt es elegant gleichzeitig aber auch groß. Allein die Farbkombination gefällt mir. Schwarz, ein sehr dunkles Braun und ein kräftiges Hellblau. Es steht fest in der Mitte. Während das „d“ und das „l“ gleich lang sind, gibt es bei den waagerechten Buchstaben Unterschiede. „ô“ und „e“ sind kleiner als das „r“. Weil sie eng zusammen auf einer Höhe stehen, bilden sie trotzdem eine Einheit.




gracioso -


„gracioso“ ist eine Mischung aus den vorangegangen Wörtern. Die Buchstaben sind auch brav aneinander gereiht. Ihre Breite verhält sich wie bei „lustig“ unbeständig. Hier dicker, da dünner. Dadurch sind sie auch unterschiedlich groß wie bei „drôle“.

Wie bei „funny“ strahlt ein fröhliches Gelb, obwohl Grün zuerst versucht aufzubegehren. Aber der niedliche I-Punkt in Rot zieht, finde ich, die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Spanisch ist im Übrigen eine sehr gelblastige Sprache.

Anders ist, die Buchstaben stehen so eng, dass sie sich berühren und weil sie noch dazu rund sind, wirkt das Ganze irgendwie gedrungen und kompakt. „gracioso“ ist kleiner als die anderen Wörter und steht, zwar auch mittig, ganz weit im Westen.

Insgesamt erscheint es mir nichtsdestotrotz zurückhaltender als die anderen.


Ich hoffe, Ihr habt jetzt eine bessere Vorstellung von dieser Form des Farbenhörens.

Das Erstellen der Bilder war auch sehr lustig und selbstverständlich werden weitere Farbquartette folgen. Ich versuche stets neue, für Euch interessante Themen, zu finden. Themen, die Euch Synästhesie näher bringen. Die Euch meine Bilder näher bringen. Die Euch Rock´n´Roll näher bringen.

Dieser Blog liegt mir wirklich sehr am Herzen, aber ich habe, wie gesagt, keine Zeit regelmäßig Beiträge zu schreiben. Trotzdem hoffe ich, Ihr freut Euch, wenn ein frischer gepostet wird und habt beim Lesen genauso viel Spaß wie ich beim Schreiben.


Allen in Quarantäne wünsche ich Ruhe und allen Systemrelevanten Durchhaltevermögen, besonders denen, die in Krankenhäusern und in der Pflege arbeiten!


Eure TinTro!

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