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„Kill ém all“

Autorenbild: TinTroTinTro

We're gonna blow this place away With volume higher Than anything today The only way, yeah“


Als Metallica am 25. Juli 1983 ihr Debütalbum auf dem Independent-Label Megaforce Records veröffentlichten, ahnten sie nicht, dass sie dabei waren Musikgeschichte zu schreiben. Obwohl die Szene selbst schon ca. drei Jahre bestand, spricht man bei „Kill ém all“ vom ersten Trash-Metal-Album überhaupt. Diese Aussage ist sicherlich streitbar. Doch, dass wir hier Trash-Metal at it´s Best geboten bekommen nicht!


(Art & Design: Shari & Harold Risch)


Textlich ist es allerdings simpel gehalten. Hauptthemen: Teufel, Krieg, Metalbands und ihre Fans. Im „Metal Hammer“ erklärte Lars Ulrich, dass Texte in der Szene damals nebensächlich waren.

Man hört den Kaliforniern den rohen, unverbrauchten Geist der Jugend noch an und das spiegelt sich in seinem gemalten Pendant wieder. Die Formen sind einfach und verhalten sich schroff und widerspenstig. Kreise sind nicht richtig rund, Vierecke haben nachgiebige Ränder, Ecken sind abgerundet. Manche Umrisse zerlaufen zwar, doch die meisten Teile grenzen sich klar voneinander ab.

Das trotz aller Ungestümtheit virtuose Spiel erzeugt deckende Farben von tiefdunklen Nuancen bis

zu Pastelltönen, wobei jedoch nur wenige knallige Farben erklingen. Dafür konnte ich diesmal mit ganz neuen Facetten arbeiten: Graublau, Rotbraun und Violettschwarz. An mehreren Stellen nimmt Weiß die Farben aus seiner Umgebung auf und bekommt eine sämige Konsistenz, z.B. in „Seek & Destroy“ oder „Phantom Lord“.

Die Stimmung des Bildes wird aber von den Nichtfarben bestimmt, die in jedem der 11 großflächigen Objekte auftauchen.


"Kill ém all", 3. Juni 2018, 40x60cm, Acryl auf Leinwand


Neben Hardcorepunk und Hard Rock hatte auch Speed-Metal großen Einfluss auf das Album. Und der ist bei keinem Song deutlicher zu hören als in „Metal Militia“. Bis heute einer ihrer schnellsten Songs beweist er hervorragend, warum Lars Ulrich einer der größten Schlagzeuger aller Zeiten ist. Es kriecht als schwarzes Rechteck über den oberen Bildrand und zieht rechter Hand eine hellgraue Spur mit sich.

Das fast genauso heftige „Motorbreath“ besteht aus einem matschgrauen Brei, der einen schwarzen Kern umfließt und von unten her aschgrau anläuft.

Das von Cliff Burton komponierte und in einem Take eingespielte Instrumental „(Anesthesia) – Pulling theeth“ versetzt einen akustisch komplett in Trance. Optisch verläuft es vertikal als langer, schwarzer Streifen am linken Rand. Die später im Stück einsetzenden Drums stecken als verwaschene, weiße Striche darauf wie Wäscheklammern auf einer Leine.

Weiß höre ich auch als große, mit wässrigen grauen und violetten Tupfen versehene, Fläche in meinem Lieblingslied „Seek & Destroy“. Dazu gehört eine Unform in Brombeere, deren kleine fingerhut- und asterfarbenen Ausläufer sich zu einem dicken Strang verflechten. Mittlerweile ein Klassiker war es bei früheren Konzerten meist der „Rausschmeißer“. Dieser Ausschnitt eines Auftritts in Buenos Aires zeigt eindrucksvoll, dass Song und Band in vierzig Jahren nicht gealtert sind. Bei diesem Intro flippen alle aus! „Bang the head, that doesn´t bang!“



Ein weiterer Favorit meinerseits „Hit the Lights“ beschreibt das Gefühl auf der Bühne zu stehen und war in den Anfangsjahren wiederum traditioneller Konzertopener. Er besteht aus einer kleinen Quellwolke in unterschiedlichen Grauabstufungen, die vom rechten Rand ins Bild hinein schwillt. Dahinter hängt ein weißer Kreis, der kleineren sonnengelben Kreisen als Tanzfläche dient, wie der Mond am Himmel.

Auch der Fanliebling „No Remorse“ protzt mit fabelhaften Riffen und ist gleichzeitig der ernsteste Song des Albums. Er erzählt von perfekten Soldaten, die keine Reue zeigen und blind gehorchen. Es schwimmt in dem grauen Brei von „Motorbreath“ in Form eines breiten, weißen Streifens. Darin befindet sich ein hellblaues Rechteck mit einer Krone, in Babyblau und Steingrau, über das sich gräulich-blaue Schlieren ziehen.

Außerdem sehe ich Blau im rot gesprenkelten Titel „Kill ém all“ als zerbrochenen Rahmen eines weißen Quadrats sowie als Schriffel in Eis und Teal.

Grün taucht in einem rauchigen hellen sowie einem satten mittleren Ton als schmale, vertikale Streifen auf. Einmal in der Single „Jump in the fire“ unten rechts. Er ist umgeben von einem Grauweiß, das in Reinweiß übergeht und in dem ein kurzer, schwarzer Streifen mit einem dunkelgrauen Rahmen liegt. Eine gute Gelegenheit um die Ausnahmeperformance von Kirk Hammett an der Leadgitarre hervorzuheben. Sein Solo am Ende klingt wie vom Leibhaftigen persönlich gespielt. Rückblickend sei er selbst jedoch mit fast all seinen Soli auf dem Album unzufrieden. Während er sich gerne mehr ausprobiert hätte, gingen die anderen von einer fertigen Aufnahme gleich zur nächsten über. Doch gerade dieses instinktive Verfahren ist die Stärke dieser Platte.

Den zweiten grünen Streifen höre ich in „The Four Horsemen“, an den sich ein großes, schwarzes Viereck und ein weicher, in hellem und dunklem Braun gefärbter, Kreis anschließen. Dieses 7-minütige Epos über die Ankunft der apokalyptischen Reiter wird insbesondere von Bass und Gitarre anschaulich illustriert.

Braun taucht zudem in „Whiplash“ in unterschiedlichsten Tönen auf, die nach unten in Schriffeln auslaufen und sich nach rechts zu einem winzigen Wirbel vereinen. In einem Gewirr aus schwarzen und dunkelgrauen Fetzen entdeckt man Brünett, Reh und Nussbaum. Darunter hebt sich ein karamellener Streifen mit kirschbrauner Umrandung. Laut Christof Leim und Jan Fleckhaus (Metal Hammer) ist er einer der „vielleicht wichtigsten Ur-Trash-Metal-Songs.“

Der Begriff „Whiplash“ (Peitschenhieb) bezeichnet übrigens ein indirektes Halswirbeltrauma, das man sich vom Headbangen zuziehen kann.

„Phantom Lord“ sticht durch seinen abgehackten Rhythmus und das unerwartet ruhige Zwischenspiel als eines der besten Lieder des Albums hervor. Ein zur Hälfte weißer, zur Hälfte nussig brauner Strom fließt neben „Metal Militia“ die Leinwand hinunter und mündet in einer auberginenfarbenen Rundung, die von einer schwarzen Schelle festgehalten wird. Verziert wird er mit einer kurzen, lila Welle.

Weil fast alle schwarzen Teile senkrecht ausgerichtet sind, habe ich sie und die beiden grünen Streifen auf unterschiedlichen Höhen parallel angeordnet. Während die Objekte links nach unten fließen, wachsen sie rechts empor. Um diese simple Blickführung zu durchbrechen habe ich „Whiplash“, das den Titel vor sich herschiebt und „The Four Horsemen“ als Stopper eingebaut.

Gelb und Grün habe ich über die rechte Bildhälfte verteilt. Rot und Blau in der unteren linken Ecke, wo sie mit ihrer Mischfarbe Violett harmonieren und auch alle Details des Bildes konzentriert sind.

Die Lieder des ersten Teils („Hit the lights“, „The Four Horsemen“, „Motorbreath“, „Jump in the fire“) stammen entweder noch aus James Hetfields Vorgängerband Leather Charm oder wurden noch mit Dave Mustaine geschrieben. Dieser flog aber kurz vor den Aufnahmen raus, da es aufgrund seines Drogen- und Alkoholproblems ständig zu Streitereien kam. Ersetzt wurde er von Kirk Hammett von Exodus.

Zur selben Zeit verließ auch Bassist Ron McGovney die Gruppe, da Musik für ihn nur ein Hobby bleiben sollte. Er selbst schlug Cliff Burton von Trauma für seine Position vor.

In dieser Besetzung prägten Metallica dann den Sound, der sie zu lebenden Legenden machen sollte. 1999 wurde „Kill ém all“ in den USA mit 3-fach Platin ausgezeichnet.


(Quelle: www.bing.com )


Der ursprüngliche Titel lautete „Metal up your ass“. Weil aber Executive Producer Jon Zazula befürchtete, die Plattenfirma könnte an diesem Anstoß nehmen, überredete er die Band ihn zu ändern.

Cliff Burton reagierte darauf mit: „Those record company fuckers... kill 'em all!" Alle töten – okay. Die Verwendung des Wortes „Arsch“ - Nein, nein!





In diesem Sinne: Schönes Wochenende!





Eure TinTro







Zitat aus "Hit the Lights"


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