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AutorenbildTinTro

"Life thru a lens"

I´ve got your rainbows, seen your sunbeams

I know a place where heaven breathes

And it´s through her window

Your baby girl´s window“


Ja, ich weiß, Robbie Williams! Der macht nur noch 0/8/15-Radiosongs und obwohl er mit seiner, nennen wir sie „Comeback“-Single, „Candy“ noch Hoffnung in uns weckte, dass alles wieder so schön wird wie früher, ist spätestens mit „Love my life“ alles in uns abgestorben.

Gerne erinnern wir uns zurück an die späten 90er/ frühen 2000er, die nicht nur seine erfolgreichste, sondern musikalisch gesehen, seine beste Phase darstellen. 2006 erschien dann „Rudebox“ und na ja... ihr wisst, was ich meine.

Also, zurückgespult zum 29. September 1997. Mit „Life thru a lens“ veröffentlicht Robbie Williams auf Chrysalis Records sein erstes Soloalbum und verabschiedet somit seine Take That-Vergangenheit.



(Art & Design: Mat Cook at Intro, Andy Earl)


Der damals 21-Jährige legte ein klasse Debüt hin. Dieses Album hat mit Kaugummi-Pop nichts mehr zu tun. Es ist sogar mit minimalen Verweisen sowohl auf die Rolling Stones als auch auf die Beatles gespickt.



(Quelle: gettyimages.de)


Flächenmäßig haben bunte und unbunte Farben ungefähr den gleichen Anteil. Von zwölf Bildobjekten bestehen fünf aus zwei verschiedenen Farben, wobei es sich jeweils um eine Grund- oder Komplementärfarbe und eine Nichtfarbe handelt. Obwohl sie alle recht groß sind und ihren Platz auf der Leinwand behaupten, sind sie einander nicht im Weg.



"Life thru a lens", 3. Oktober 2017, 40x60cm, Acryl auf Leinwand


Der Titel des Albums wird von zwei grauen, länglichen Formen gebildet, die sich am rechten Rand wie die Flügel eines Schmetterlings aufspannen. In der Mitte sind sie hell und werden nach außen hin mit jeder Umrandung dunkler. Ihre Farbe läuft in alle Winkel und Ritzen und durchtränkt den kompletten Bildraum.

Blau begegnet uns in beiden Extremen. Pastellig im traumhaft-schönen „One of god´s better people“, das Williams für seine Mutter schrieb, an das sich zusätzlich eine weiße Form anschließt. Und ganz anders im krachenden Opener „Lazy Days“, wo es sich als tiefdunkler Kreis, der fast schon schwarz erscheint, zeigt.

Ebenfalls in einer Pastellfacette sehe ich Gelb in „Killing me“, noch so ein Tränendrüsendrücker, zu dem ein kleiner schwarzer Quader gehört. Ich habe den Song im oberen Bildteil einerseits als Kontrast zu „Lazy Days“ platziert. Andererseits bot es sich an, es in eine Ecke zu setzen, da die beiden Elemente nicht miteinander verbunden sind.

Das lässige „Clean“ mit seinem knallgelben, nach unten breiter werdenden Strom habe ich ins Zentrum gesetzt, wo es eine optische Brücke zwischen der orangen Fläche von „Ego a go go“ - Robbies Abrechnung mit Gary Barlow - und den grünen Liedern bildet. So wie wir bei Runge gelernt haben, dass im Farbkreis eine Primärfarbe mit den Sekundärfarben benachbart ist von denen sie selbst ein Teil ist.

Ein frisches Mint, das langsam zu Weiß ausblendet, finden wir in „South of the Border“, worin es die Stimmung beim Aufbruch in die große Stadt unterstreicht.

Die große rechteckige laubgrüne Fläche unten links ist die Hit-Single „Let me entertain you“. Direkt darüber geht sie in „Old before I die“ über, wo sich Grün mit Weiß zu kleinen Wolken verwirbelt.

Die Platte bietet nicht viele Details zur Verzierung, aber im Titelsong sehe ich gelbe Tupfen sowie je eine Wellenlinie in Gelb und eine in Grau, die sich aneinander schmiegen. Der Rest des Liedes besteht aus zwei hellgrauen, langen Formen, die sich um „Clean“ legen.

Weil er unter meinen Lieblingssongs ein absoluter Dauerbrenner ist, habe ich ihn als musikalische Untermalung (Wortspiel nicht beabsichtigt) für diesen Beitrag ausgewählt. Die hierzulande unbekannte Tara Palmer-Tomkinson war vor dreißig Jahren Englands Nr. 1 – It-Girl und wurde nach ihrem Kokainentzug zum Gegenstand von „Life thru a lens“. Robbies Urteil über ihren Lebenswandel fällt, in Anbetracht seines eigenen und der Tatsache, dass die beiden schon lange befreundet waren, überraschend kritisch aus. Dafür aber umso ehrlicher.




Wenn man an Robbie Williams denkt, fällt einem als erstes „Angels“ ein! Sein endgültiger Durchbruch als Solokünstler. Der Song!

Wem hängt er auch zum Halse raus? Mal kurzes Handzeichen! Alles klar, Danke!

Dabei ist der Text richtig schön. Er schrieb die Ballade bereits 1995 mit Ray Heffernan. Die Zeilen „And as the feeling grows, she breaths flesh to my bones“ stammen allerdings aus einem Gedicht seiner Schwester. Sie gefielen ihm so gut, dass er sie weiter verwertete.

Und so fest wie die Single 1998 Radio und Musikfernsehen im Griff hatte, so massiv steht sie als schwarzer Berg in der unteren rechten Ecke. Unerschütterlich, nicht wegzubewegen. Dadurch ist der linke Bildrand, mit leuchtendem Grün und Hellblau, bunter als der rechte, an dem sich die Nichtfarben sammeln.

„Baby Girl Window“ handelt vom Verlust eines Elternteils und ist der berührendste Song auf dem Album. Seine Traurigkeit spiegelt sich in seinem türkisen Halbkreis, der so leicht und instabil ist, dass das Grau des Titels ihn verschluckt. Die Farbe selbst ist ebenfalls sehr dünn und wird stellenweise fast transparent. Ich habe das Lied ebenfalls als Kontrast neben „Lazy Days“ gesetzt.

Hauptsächlich sehe ich hier softe, runde Formen. Manche sind langgezogen oder sie ordnen sich senkrecht an und alle, bis auf die Flügel des Titels, drängen zum unteren Leinwandrand.

Nur drei Objekte verhalten sich waagerecht. Der kurze schwarze Balken von „Killing me“, „Baby Girl Window“ und „Ego a go go“, welches ich im unteren Drittel platziert habe, um dem Fluss einen dynamischen Gegenpol zu geben. Dasselbe gilt für „Angels“, das in die entgegengesetzte Richtung treibt.

Das Bild ist im Großen und Ganzen eine Kombination aus grünen und grauen Tönen, die ich sehr spannend finde, weil sie einem selten begegnet. Außer in der Natur als Steine und Pflanzen und genau daran denke ich beim Betrachten dieses Werkes.

Ich weiß, Kritiker sagen, dies sei nicht sein bestes Album. Mag so sein. Ich für meinen Teil höre es immer wieder gerne. Schnelle und ruhige Nummern in einem unaufgeregten Wechsel und wirklich verdammt gute Texte. Es ist ein kurzweiliges Vergnügen für zwischendurch, das aber einen emotionalen Eindruck hinterlässt. Mir fiel es eigentlich sogar schwer, mich für einen Lieblingssong zu entscheiden, da ich das Album seit 13 oder 14 Jahren in meinem persönlichen Soundtrack habe und mit der Zeit jedes aus einem anderen Grund zu einem Favorit wurde.

Meiner Meinung nach, hat Robbie Williams wesentlich bessere Musik gemacht als er noch Drogen nahm. Außerdem schrieb er damals seine Songs noch mit Guy Chambers zusammen. Vielleicht lag´s auch daran...

Heute klingt er mir zu austauschbar, richtiggehend langweilig. Das Vater sein hat ihn gezähmt und in den Medien nervt er uns jetzt mit seinem Familienleben. Natürlich freue ich mich, dass er endlich eine Ehefrau und drei Kinder hat und nicht mehr drogendurchsifft ist. Er betonte ja bereits in frühen Interviews wie sehr er sich eine Familie wünsche.

Also, herzlichen Glückwunsch!

Robbie hat´s geschafft! Respekt!

Auch, wenn das bedeutet, dass er für die Musikwelt nicht mehr relevant ist. Aber vielleicht sollten wir die Hoffnung doch nicht aufgeben. Hat er auch nie gemacht.



Euch wünsche ich ein herrliches Wochenende! Denkt dran Euch das neue Die Ärzte-Album "hell" zu besorgen!


Eure TinTro




Zitat aus "Baby Girl Window"


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