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  • AutorenbildTinTro

"Mother´s Milk"

If you see me getting mighty

If you see me getting high

Knock me down“


„Mother´s Milk“ ist das 4. Album der Red Hot Chili Peppers und gleichzeitig ihre letzte Langspielveröffentlichung auf EMI Records. Es erschien am 16. August 1989 und ist bandhistorisch gesehen eines ihrer wichtigsten. Außerdem hat es eines der coolsten Cover überhaupt.


(Art & Design: Michelle Azzopardi, Kristine L. Barnard, John Dinser, William Hames, Henry Diltz, Hillel Slovak)


Musikalisch beginnt für mich an diesem Punkt eine Veränderung des Sounds der Peppers. Was garantiert an der Neubesetzung an der Gitarre mit John Frusciante und den Drums mit Chad Smith lag. Übrigens meine Lieblingsbesetzung. Nach einjähriger Pause bedingt durch den tragischen Herointod des Gitarristen Hillel Slovak und dem damit verbundenen Ausstieg des Schlagzeugers John Irons, meldeten sie sich mit dieser rasanten Platte zurück.

Slovak verstarb während der Aufnahmen zu diesem Album, das ursprünglich "Rockin´ Freakapotamus" heißen sollte. Die Arbeit daran wurde verständlicherweise erstmal auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt.


(Quelle: last.fm )


Warum ich ausgerechnet dieses Album als aller erstes gemalt habe? Das kann ich um ehrlich zu sein nicht sagen. Vielleicht lag es in dem Moment im Player. Oder vielleicht, weil man damit eine richtig gute Zeit haben kann. Wofür ja auch bereits der Opener „Good Time Boys“ spricht. Ich sehe ihn als das Komplementärpaar Blau und Orange. Ein dunkelblauer weicher Strom fließt über eine orange Fläche. Orange höre ich relativ selten und es ist auf „Mother´s Milk“ nur hier vertreten. Blau wirkt eventuell auf den ersten Blick dominanter, findet sich aber nur noch in „Punk Rock Classic“ in der oberen rechten Ecke. Ein nicht mal 2min langer, unruhiger Reißer, in dem sie darum betteln bei MTV gezeigt zu werden und der mit dem Intro von "Sweet Child O´Mine" ausklingt. Ja, ein Füller, aber ich mag ihn sehr.

Die beige Wolke von „Johnny, Kick a hohle in the sky“ setzt einen netten Akzent dazwischen, da es sich nicht zu sehr aufdrängt. Hier hören wir den heute typischen Funk Rock - Sound, der die Kalifornier so einzigartig macht. Der Text drückt Kiedis Wut darüber aus wie sehr die amerikanischen Ureinwohner seitens der Weißen unterdrückt wurden und noch werden. Er selbst ist zwar bloß zu 1/7 Mohikaner, jedoch gerade dieser Teil seiner Abstammung liegt ihm am Herzen und er macht sie oft zum Thema.

Auch die anderen Grundfarben sind kaum zu hören. Wenige Gelbtupfer gehen bei „Pretty Little Ditty“ im Grün unter. Ein Instrumental, das zehn Jahre später von Crazy Town für ihre Abscheulichkeit „Butterfly“ missbraucht wurde. Rot nimmt zwar viel Platz ein, vertritt aber auch nur ein Lied. „Fire“, ein Jimmy Hendrix–Cover, das noch in der alten Besetzung aufgenommen wurde – was deutlich zu hören ist. Weckt Erinnerungen an seinen Vorgänger „The Uplift Mofo Party Plan“. In Form- und Farbgebung ist der Name wirklich Programm. Das passt sonst nie so schön zusammen. Das Zinnoberrot brennt zu Slovaks wilder Gitarre, verpufft aber in weißen Tupfen. Der Geist des vielseitig begabten Künstlers wirkt ebenfalls in der Gestaltung des Artworks nach. Dafür wurde eines seiner expressionistischen Werke verwendet.

Heute weiß ich, dass die Abwesenheit der Nichtfarben ungewöhnlich ist. Schwarz ist gar nicht vorhanden. Weiß bloß bedingt. Grau zeigt sich immerhin bei zwei Liedern. Zum einen als Querbalken bei „Stone Cold Bush“. Dieser verläuft von einem Bildrand zum anderen, wird aber von "Fire" geröstet.

Zum anderen erscheint es im selben Ton als unförmiges Gebilde in „Higher Ground“, das wie Schaum über "Good Time Boys" quilt. Ein weiterer Coversong, im Original von Stevie Wonder, und ganz klar mein Favorit auf „Mother´s Milk“. Dieser Auftritt entstammt einem Konzert in Paris im La Cigale 2011. Leider nicht mehr mit Frusciante. Der hatte die Gruppe da schon verlassen.



Der Sieger dieses Albums ist definitiv Grün. Es kommt in verschiedenen Tönen, von blassem Gras über kräftiges Limone bis zu verwaschenem Olive. Zum Beispiel sieht man es als langgestrecktes, augenförmiges Objekt mit rötlicher Mitte beim fantastischen „Taste the Pain“. Wer denkt gleich an John Cusack?

Aber auch im rot-braunen Fluss vom genauso fantastischen „Knock me down“, der in der Leinwandmitte entspringt, gefällt es mir sehr.


"Mother´s Milk", 9. Jan 2017, 40x60cm, Acryl auf Leinwand


Überrascht war ich vom Endergebnis. Zusammengesetzt entfalten die Songs ein florales Sujet. Man könnte darin eine Blume sehen. So etwas sollte mir danach nie wieder passieren. Die anderen Bilder sind deutlich abstrakter. Ich hoffe wirklich darauf, nochmal etwas Ähnliches zu schaffen. Im Grunde entstand diese Darstellung nur „Subway to Venus“ wegen. Große grüne Kreise ordnen sich mit einem ebenfalls grünen Streifen und einer weißen „Unform“ zu dieser Figur an. Die „Blüte“ ist einer der wenigen reinweißen Punkte. Sowie der Titel des Albums, der das Bild einrahmt wie ein Kranz. Das habe ich über die Ränder der Leinwand verarbeitet.

Die Formen sind sich insgesamt ziemlich ähnlich. Sie sind rund und weich. Dünne, längliche treffen auf wolkige Gebilde. Dadurch fügen sie sich perfekt ineinander. Um die Ausgelassenheit und das Chaos zu verdeutlichen habe ich die einzelnen Elemente nicht klar voneinander abgegrenzt, sondern sie einfach aufeinander los gelassen. An manchen Stellen haben sie sich ineinander aufgenommen, an anderen überlagert. Eine weitere Besonderheit, die mir erst jetzt aufgefallen ist, ist die Gliederung, die durch die 14 Bildobjekte entsteht. Nehmen wir zur Erklärung das Bild der „Blume“. Ihr Stiel bildet eine Mittelachse, „Stone Cold Bush“ eine Querachse und „Sexy Mexican Maid“ stellt einen grün-weiß-rötlichen „Boden“ dar. Und aus diesem Boden ragt phallisch in Mahagoni das zackige "Magic Johnson". Ich kann mit der Nummer nix anfangen, aber ich war in den 80ern auch kein L.A. Lakers - Fan.

Das sandbraune „Nobody weird like me“ erklingt mit einer holzähnlichen Struktur. Ich versuchte sie mit zarten, aber brüsken Linien, die ich mit dem Ende eines Pinsels eingekratzt habe, zu erzeugen.

Es ist keines meiner Lieblingsbilder, aber ich bin natürlich trotzdem sehr stolz auf mein erstes Werk. Und wenn es darum geht meine Arbeit zu präsentieren, für Galerien, in sozialen Netzwerken oder in Onlineshops, wähle ich dafür fast jedesmal neben anderen "Mother´s Milk" aus.

Aber die Platte ist auch nicht unter meinen Top 3 der Chili Peppers. Da passt das ja dann wieder. Man kann es auch als Debütalbum für den zweiten Auftakt betrachten. Nach dem schweren Verlust zog sich Anthony Kiedis zurück und ging fast ein ganzes Jahr nach Mexiko. Die Zukunft der Band war tatsächlich ungewiss. Als sie sich doch entschlossen weiter zu machen waren sie um 50% erneuert und mehr Funk als Punk. Man kann also schon von einer neuen Band sprechen und "Mother´s Milk" gefällt mir besser als ihr eigentliches Erstlingswerk, das simpel "The Red hot Chili Peppers" betitelt wurde. Es ist ausgewogener und melodischer und hat dabei die Rauheit und die Freude an der Innovation nicht verloren.

Obwohl es tolle Songs wie "Subway to Venus" oder eben "Higher Ground" enthält, war ein richtiger Klassiker für den Peppers-Kanon nicht dabei.



Schönes Wochenende wünsche ich Euch! Haut rein!


Eure TinTro



Zitat aus "Knock me down"

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