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YEA #10

Es ist ja längst überfällig, dass ich mal über die „YEA #10“ schreibe, an der ich letztes Jahr teilnehmen durfte. Konkret handelt es sich dabei um eine Gruppenausstellung für junge Künstler unter 30 aus dem Raum Erfurt, die seit 2010 veranstaltet wird.

Meine ersten Erfahrungen im Kunstgeschäft waren durchweg positiv und ich möchte sie gerne mit Euch teilen. Finanziell war das eine Nullnummer für mich, nichtsdestotrotz fühlt es sich an wie ein voller Erfolg.

2018 habe ich beschlossen, meine künstlerische Arbeit auf ein professionelles Level zu heben. Ich wollte schon immer irgendwas mit Kunst machen und als ich herausgefunden hatte, was das ist – ich nenne das, die Stimme finden – fragte ich mich selbst: „Worauf wartest du noch?“ Auf gar nix.

Aller Anfang ist schwer, aber man kommt nun mal nicht daran vorbei. Ich begann damit, ein paar Galerien anzuschreiben und auf gut Glück nach einer Ausstellungsmöglichkeit zu fragen. Die Anfrage beim Kunsthaus Erfurt war, glaube ich, meine erste überhaupt, aber ich bin nicht mehr ganz sicher. Auf jeden Fall hat es gleich geklappt, denn die neue „YEA“ stand bevor. Ich war zur richtigen Zeit, am richtigen Ort.




Nach einem kurzen Telefonat traf ich mich mit Monique Förster, die das Kunsthaus Erfurt seit ungefähr 30 Jahren leitet, im Januar 2019. Eine total sympathische Frau, offen und richtig locker. Sie bot mir gleich das Du an und es herrscht dort ganz und gar nicht diese Steifheit, dieses Stock-im-Arsch, wie es in der Kunstszene manchmal der Fall ist.

Bei einer Bionade unterhielten wir uns über meine Synästhesie, die „YEA“ natürlich und Rockmusik mit der sie sich gut auskennt. Aber auch über meine Pläne für die Zukunft und dabei war sie sehr ehrlich, was mir gut gefiel. Sie sagte, bis man als Künstler*in den Durchbruch schaffe, dauere es im Schnitt zehn Jahre.

Ich habe mir da selbst auch nie Illusionen gemacht. Doch es ist schwierig überhaupt die Möglichkeit zu bekommen seine Bilder irgendwo auszustellen. Meistens wird einem gesagt, dass man nur bekannte Künstler*innen ausstelle. Wie soll man aber einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichen, wenn man nie seine Arbeiten vorzeigen kann? Es ist ein Teufelskreis.

Umso mehr muss man den Mut loben, den das Kunsthaus mit dem „YEA“-Projekt beweist.

Anschließend führte sie mich noch durch die damals aktuelle Ausstellung »IOR – Index of Refraction« von Robert Seidel, der die Dekade Leidensweg bereits hinter sich hat.




Das Gebäude liegt etwas versteckt in der Michaelisstraße zwischen Wohnhäusern, coolen Bars und einem Tattoostudio. Hier finden sich Galerie und Projektraum auf drei Ebenen. Es wirkt vielleicht alles eng auf den ersten Blick, doch der Raum wird optimal genutzt. Vom Erdgeschoss aus führen drei Treppen in weitere Ausstellungsräume, eine nach unten und zwei nach oben.



(Quelle: Wikipedia)


Monique wollte trotz der verschiedenen Arbeiten ein stimmiges Bild. Deshalb sollten es hauptsächlich dunkle Bilder mit viel Schwarz sein, damit sie zu den Werken der anderen passen. Vorsichtshalber wollte sie trotzdem noch zwei buntere sehen, „Die Wahrheit übers Lügen“ und „Kill ém all“, falls es zu trostlos aussehen sollte.

Ihre Auswahl fiel auf diese sechs: „Blood, Sugar, Sex, Magik“, „Metallica“, „...and Justice for all“, „Am Ende der Sonne“, „Death Magnetic“ und „Villains“. Von letzterem war sie ziemlich begeistert und wollte es unbedingt mit dabei haben.

Sie bescheinigte mir ein „gutes Auge für Komposition“. Das ging ganz klar runter wie Öl. Damit beweihräuchere ich mich noch heute.

Außer mir waren auch Mira Fiona Däne, JUST_365, Natalja Borodina, MINETTA, Thomas Lemke, Josefine Hübler, Masami Saito, Jens Börner und Lilian Hünninger beteiligt.







(Quelle, 3 Bilder oben: www.takt-magazin.de)


Wir Ihr sehen könnt, waren verschiedenste Kunstrichtungen vertreten. Neben den Klassikern Malerei und Fotografie, gab es eine vollständig mit Graffiti gestaltete Wand, einen doppelt so großen Comic und eine Installation, die sich einem ganz Raum ausbreitete. Kontrastierend dazu standen zarte, farblich zurückhaltende Zeichnungen.

Für die Besucher wurden die jeweiligen Arbeiten mit unseren Namen an der Wand markiert. Wir wurden am Premiereabend auch alle aufgereiht für ein Gruppenfoto, samt unserer tollen Kuratorin, aber leider finde ich die nirgendwo im Netz, weder auf der Seite des Kunsthauses noch auf Facebook. Schade, ich würde die wirklich gern mal sehen!




Am 8. Februar 2019 war es endlich soweit. Ich zog mein rotes Etuikleid, rote High Heels und meinen roten Wintermantel an, legte roten Lippenstift zu rot lackierten Nägeln auf und schwang mich in mein Auto. Obwohl ich gestehen muss, dass ich nicht so nervös war wie ich erwartet hatte. Vorfreude und Spannung waren eben einfach zu groß.

20Uhr ging es los und es hatten sich bereits liebe Freunde von mir eingefunden um mich zu unterstützen. Und sie hatten sogar Blumen mitgebracht!




Monique hatte mich ja vorgewarnt. Sie rechnete mit ca. 100 Leute zur Eröffnung. Und sie hat nicht zu viel versprochen. Unsere kleine Vernissage war extrem gut besucht. Nicht nur am ersten Abend übrigens, sondern die ganzen sieben Wochen über.




Meine Bilder hingen direkt unten im Eingangsbereich rechts an der Wand. Monique hatte sich schlussendlich für „Kill ém all“ statt „...and Justice for all“ entschieden. Das fand ich sehr gut, so kam doch noch etwas Farbe mit ins Spiel. Wir hatten im Vorfeld darüber gesprochen, dass man an dem Bild gut erkennt wie roh und unverbraucht Metallica damals klangen.



"Kill ém all", 3. Juni 2018, 40x60cm, Acryl auf Leinwand


Meine Überraschung war groß als ich links um die Ecke an der Wand „St. Anger“ entdeckte. Nicht bloß, weil daran schön abzulesen ist, wie sich die Band entwickelt und ihren Sound über die Jahre definiert hat, sondern weil mit ihm sogar sieben Arbeiten von mir ausgestellt wurden. Eine mehr als ausgemacht!



"St. Anger", 24. August 2018, 40x60cm, Acryl auf Leinwand


Für die musikalische Unterhaltung sorgte das DJ-Duo DAIZY & HOLY. Ihr wisst mein Herz gehört dem Rock´n´Roll und als Laie was elektronische Musik angeht, möchte ich hier nichts Falsches angeben. Für mich war es ein sphärisches Klingklang, auf das ich mich jedoch, all der Eindrücke wegen, früh am Abend schon nicht mehr konzentrieren konnte. Ich erinnere mich noch, dass ich nach einiger Zeit eine graue Spur mit vielen großen, weißen Kreisen sah und ich hatte das Gefühl, es würde gar nicht mehr aufhören. Außerdem fand ich es sehr laut dafür, dass es keine Disko war.

Mittlerweile war es wirklich proppenvoll. Menschen über Menschen. Es hatte etwas von einem Rausch und wir waren alle sehr glücklich.

Eine junge Frau in einem 20er Jahre–Outfit blieb mir im Gedächtnis. Der Look war richtig originalgetreu, inklusive Wasserwellen. Ich habe mich gefragt, ob sie von einer Motto–Party kam oder sich extra für uns so schick gemacht hat.

In all dem Trubel versuchte ich mich mit Natalija und Masami, die beide Kunst studieren, zu unterhalten. Das war zwar schwierig, aber sehr interessant. Natalija ist ebenfalls Malerin, aber wir zählten nur die Rockkonzerte auf, die wir schon besucht haben.

Am meisten beeindruckt hat mich jedoch tatsächlich Masami. Diese kleine, zierliche Frau kreiert solch fantastische, aufwendige Installationen, deren Größen einen staunen lassen.




(Quelle, 2 Bilder oben: www.takt-magazin.de)


An dieser Stelle möchte ich mich nochmal ausdrücklich beim ganzen Team des Kunsthauses für Alles bedanken! Für die Chance in aller erster Linie, aber auch für den Rückhalt während der gesamten Zusammenarbeit. Natürlich geht noch ein besonderes Dankeschön an Monique, die uns immer als Ansprechpartnerin und Ratgeberin zur Seite stand und durch deren Zuspruch wir uns in guten Händen wussten.

Die „YEA #10“ lief bis zum 22. März. Verkauft wurde leider keines meiner Werke. Einige Wochen später holte ich sie alle wieder ab. Sie wurden mir ordentlich verpackt, gut gepolstert und vor Transportschäden geschützt übergeben. Auch für diese Mühe nochmal Danke ans Team! Monique verabschiedete mich mit den Worten: „Aber bleib´ auf jeden Fall dran!“ Und nichts Anderes habe ich vor!


Ich möchte Euch das Kunsthaus Erfurt wirklich ans Herz legen. Es werden außergewöhnliche Künstler und Projekte gezeigt und diese werden sehr liebevoll betreut. Gerade in diesen Zeiten braucht der Kulturbereich jede Unterstützung. Darum plant bitte für die nächsten Abendausflüge auch mal einen Besuch im Kunsthaus Erfurt mit ein!


Kunsthaus Erfurt

Michaelisstraße 34

99084 Erfurt


Öffnungszeiten:

Dienstag – Freitag 12- 18Uhr


Hier der Link für die aktuellsten Informationen:


Die nächste „YEA“ findet im Frühjahr 2021 statt, sofern uns der COVID-19–Virus nicht doch noch einen fetten Strich durch die Rechnung macht. Hoffen wir das Beste! Für Kunst & Kultur und auch alle anderen Selbstständigen und Kurzarbeiter, dass die Dinge bald wieder ihren gewohnten Gang gehen!


Ich hoffe, mein kleiner Bericht hat Euch gefallen und neugierig auf das Kunsthaus Erfurt gemacht!



Euch allen wünsche ich einen schönen Herbstanfang!


Eure TinTro



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